Unzulänglichkeiten, die Zweite

Guck Guck, jaaaaa da ist er schon wieder!
Ganz schön stressig mit mir, oder?

Ich soll mal weiter was zu dem Thema hier reinschreibseln, sagt der Kollege Claus-Herbert. Irgendwie ist der recht mitteilungsbedürftig momentan…..

Oh äähh, also naja….. Ich meine natürlich: Claus-Herbert will noch etwas ergänzen. *räusper*

Heute soll ich schreiben was noch so nicht funktioniert.
Claus-Herbert ist momentan, mmhh sagen wir, grundwütend.
Will sagen, er ist unzufrieden mit dem was er schafft. Oder besser was er alles nicht schafft.
Da ist zum Einen, sein Kind. Er will ihm soviel Zuwendung bieten  und bekommt es nicht hin. Also nicht so wie er will.
Klar versorgt Claus-Herbert das Kind, klar gibt er ihm den Raum so zu sein wie es ist. Nur bespaßen fällt ihm derzeit extrem schwer. Es ist das beste Wetter und er schafft es nur unter großen Anstrengungen sich und das Kind nach draußen zu bewegen. Was soll das? Wo ist denn verflucht noch mal das Problem?

Irgendwie keine Kraft, null Antrieb. Alles zäh. Das nagt an ihm.

Claus-Herbert ist grundsätzlich ordnungsliebend. Der Haken bei der Thematik ist jedoch: Ordnung mögen und Ordnung halten, sind zwei grundverschiedene Paar Schuhe!
Ihn stört es massiv, nur ändern ist so unglaublich anstrengend. Also nicht das Aufräumen, sondern das Anfangen aufzuräumen! Ist er einmal dabei, schafft er das auch. Also, mehr oder weniger zumindest.
Die Wäsche zusammenlegen mag er, nur anfangen bekommt er nur schwer hin.

Gaaanz nebenbei will er auch noch einer ihm sehr nahestehenden Familie helfen. Dort spielen Faktoren mit, die er nicht wirklich beeinflussen kann. Es ist ihm aber sehr wichtig es zu schaffen. Er wünscht es sich so sehr helfen zu können.
Eigentlich kann er überhaupt nichts dafür, aber es macht ihn sehr unruhig permanent zu scheitern.
Wenn er das Nichtgeschaffte sieht, wird er sauer. Sauer auf sich, traurig und zweifelt und hinterfragt sich….
(NEIN, du kannst da nix dafür! Such jetzt nicht die Schuld bei dir du Wohnungssuchende Familie!!!)

Oh nein, er wird nicht aufgeben. Das kann er nicht!
Aufgeben ist etwas, was Claus-Herbert noch nie so wirklich als seine Stärke bezeichnen konnte. Stur ist er, das muss man ihm lassen.
Also Claus-Herbert, lass bloß diesen blöden unwillkommenen Besuch draußen! Kollege Depression kann jetzt mal wo anders übernachten, nicht das die sich hier noch einnisten will. Wir haben doch keine Zeit dafür!

Dieser Anspruch an dich selbst, ist eine große Hürde, schraub mal bissl runter!
Du hast es schon so oft geschafft, etwas weniger von dir zu verlangen, dann mach es jetzt nochmal!

Oh Shit, vor lauter Geschreibe verpasst das Kind ins Bett zu bringen. 😮 Mist…..

See you 😀

Das mit den sozialen Kontakten

Servus Claus-Herbert!

Na du alter Schiffsschaukelbremser, alles Roger in Kambodscha?
Wie , neee?
Oh, dich hat jemand geweckt.
Hihi, das kann ich nachvollziehen. Saublöd sowas *tröst*

Wie? Ach so, ja ok. Ich erzähle es dem/der Leser/in mal.

Aaalso:

Unser lieber Claus-Herbert… Was? Oh, ääh Tschuldigung, ohne lieb *Kopfklatsch*.

Nochmal:

Unser Claus-Herbert hatte sich ganz hervorragend in sein Schneckenhaus zurückgezogen. Keine Foren, keine Facebook-Gruppen, Anrufe nur wenn es sich überhaupt nicht vermeiden ließ und was das private Umfeld angeht ja sowieso nicht. Die einzigen 2 Freunde die er hat lassen ihn normal in Ruhe, also Frieden.

Soweit alles prima. Er konnte seine Tage mehr oder weniger nach seinem Plan abarbeiten, konnte seine Aufgaben erledigen und dann wieder ins Schneckenhaus verkrümeln (da bin ich mal bissl neidisch..).
Dieses Leben bekam ihm gut. Claus-Herbert lebte seine Tage, mehr oder weniger, nach seinen Vorstellungen für sich und sein Kind.
(Deswegen gab es keine neuen Einträge in diesem Blog. Wobei das nicht weiter aufgefallen sein dürfte…)

Allerdings kam es wie es kommen musste, Eindringlinge standen vor den Grenzen seines Reiches und begehrten Einlaß.
Oh, da fehlt ja eine Info:
Psst, Claus-Herbert hatte Geburtstag und deswegen hat man ihn aus seinem Versteck gezerrt. Aber nich verraten!

Welches selten dämliche Rindvieh hat sich das eigentlich mit dem Geburtstag einfallen lassen? Also nicht den Tag an sich, der ist nunmal als festgelegter Startpunkt des Lebens nicht wirklich wegzureden. Aber dieses Feiern….
Der Haken an der Sache sind ja gerade diese Gratulanten!

Shake Hands, Anrufe, Glückwunschkarten, Postings bei Facebook, eMail, Post, SMS und Whats App…… Einfach nur nervig!
Warum zum Teufel muß das denn so wortreich bedacht werden? Feiern mag er doch eh nicht! Ok, er feuert den Grill an. (Äääh also nicht wie man Sportler anfeuert, sondern die Kohle die da reinkommt. Naja, egal.)
Er grillt also, mitten im Winter. Mehr braucht er nicht. Dann kann Claus-Herbert auch mal Grillfleisch und Rostbratwürste an seinem Geburtstag in sich hineinstopfen und nicht nur diese gesegneten Sommerkinder. Gerechtigkeit muss man eben manchmal selber herstellen. *grins*

Oh, schon wieder Thema verfehlt?
Sorry.
Aah, nur fast. Na dann weiter:

Sozialkontakte heisst das wohl, was sich da abspielt. Da gratulieren Leute scheinbar freudig erregt die einen das ganze restliche Jahr mit dem A… nicht angucken. Da freuen sich die Kollegen, logisch. Immerhin hoffen sie auf Freibier.

Vielleicht freuen sie sich aber auch wirklich, wer weiß das schon so genau.
Verstehen kann es Claus-Herbert jedenfalls nicht.
Früher war er felsenfest davon überzeugt, in diesem System fest verankert zu sein. Freunde, Bekannte, Familie. Leute mit denen man rechnen kann.
Die, genau wie er, immer da sind wenn man sie braucht!
Die Wirklichkeit hat ihn mehrfach eingeholt.
„Seine“ Freunde liesen ihn links  liegen (warum eigentlich links?) nach der Trennung von seiner  1.Frau! Waren wohl doch ihre.
OK, kann ja mal passieren.
2. Trennung: Selbes Spiel!
Umzug mit Frau Nr. 3: Selbes Spiel. Aus den Augen aus dem Sinn.
Genau 2 Freunde haben das alles „überlebt“, haben seine lange stumme Zeit überstanden und mögen ihn auch wenn er sich monatelang nicht meldet. Warum auch immer!?

Irgendwann kamen dann Bekanntschaften im Internet dazu. Mit sozial haben diese Kontakte jedoch häufig nicht wirklich was zu tun.
Foren, Gruppen und all sowas, sind eine feine Sache um sich über gemeinsame Probleme oder Interessen auszutauschen. Da gibt es sogar welche, in denen das Fassungsvermögen von Kloschüsseln diskutiert wird….
Wie gesagt, grundsätzlich ne feine Sache, wenn nicht hinter den Nicknames Menschen stecken würden die im Internet mit dem „Schutzwall“ Monitor noch viel ungebremster verbal entgleisen.

Solange die Gespräche in die gleiche Richtung verlaufen, man also am gleichen Strang zieht, ist alles in Butter. Aber wehe dem, der da seine eigene klare Meinung äußert und dann auch noch dabei bleibt. *Klatsch* gibt’s eine vor den Bug (RW)!
Und weil das im Allgemeinen noch nicht reicht, wird noch sehr persönlich nachgetreten.
Einzelfälle? Nein, oh nein. Für Claus-Herbert ist diese Situation viel zu oft aufgetreten. Nicht nur für ihn, sondern vor allem auch für User die er mochte und definitiv nicht falsch lagen.

Missverständnisse, werden auf emotionaler und vor allem unsachlicher Ebene „gelöst“, es bilden sich sofort Grüppchen die gegeneinander in den Krieg ziehen und dann ist jedes Mittel recht um der Held vom Erdbeerfeld zu sein. Den Grund der Unstimmigkeit hat man mittlerweile vergessen, es geht nur noch um den Krieg. Beleidigungen, Diffamierungen und Unterstellungen weit weg von jeglichen Tatsachen sind die Waffen.

Hier einen Unterschied zum realen Leben zu finden, fällt Claus-Herbert und mir sehr schwer. Die Mittel sind etwas anders, aber die Menschen sind es nicht. Face to Face ist es nicht so offen, aber kein Stück besser.
Folge des Ganzen: Rückzug.

Das ist sicherlich wie „Wenn ich nicht ins Wasser geh, werd ich nicht nass und brauch auch nicht schwimmen können“, aber bevor man darin ertrinkt, ist draußen bleiben die gescheitere Variante.
Man kann das Sozialphobie nennen. Oder eben auch Konsequent.

Wir schreiben schon lange nicht mehr in Foren und Gruppen meiden wir, wie der Teufel das Weihwasser. Schade in der Hinsicht, weil dort sehr viele nette und tolle Leute zu treffen sind, gut weil es eben auch dort den einen oder anderen Vollhorst gibt. Darauf hat Claus-Herbert keinen Bock und ich ja eh nicht.
Keine Postings in Chats, Foren und Gruppen sind ein Garant für Ferien von Missverständnissen, Anfeindungen und Unterstellungen.
Ok, auch von Chancen auf neue Versuche in sozialen Kontakten, aber wer will das schon?

Bis die Tage

 

 

 

 

Vorweihnachtliche Schlittenfahrt

„Schneemann baun und Schneeballschlacht
Winter ist so schööön,
wer Angst hat der wird ausgelacht
wir wollen rodeln gehn“

…..könnte man meinen bei diesem Titel. Aber darum geht es nicht.
Es geht um den Spiegelreflex in einer nordamerikanischen Restmülltonne bei Wintersonnenwendensonneneinstrahlwinkel…
Was?
Oh. Claus-Herbert, sagt ich soll endlich zum eigentlichen Thema kommen. ´tschuldigung.

Also.
Gemeint ist eine Talfahrt der besonderen Art, ganz ohne den sonst so gern erlebten Spaß mit der Benutzung von bergabrutschenden Sitzgelegenheiten.

Weihnachtliche Vorfreude

Vorfreude auf das Fest der Liebe.
Also das wo sich im Normalfall die Familien treffen, um gemeinsam diese angenommene Geburt eines Religionsstifters zu feiern.
Oder doch eher das keltische Wintersonnenwendfest? Wer weiß das schon…
Zumindest findet sich im abendländlichen Kulturkreis die Familie zusammen um eine Gelegenheit mehr zu haben , sich zu streiten oder über andere herzuziehen und sich an einer total überzogenen Materialschlacht an Geschenken zu beteiligen. Ok, ich schweife schon wieder ab….

Claus-Herbert hat aber damit ein ganz klein wenig andere Sorgen. Diese „Vorfreude“ ist für ihn eine mentale „Schlittenfahrt“, eine gefühlt ungebremste Fahrt ins Bodenlose.
Die Stimmung fällt von Tag zu Tag
Freuen ist schon lange etwas, was er nicht mehr sehr gut beherrscht. Sicher kann er das, aber es ist nicht von langer Dauer.
Irgendwie stehen die Negativerlebnisse, die Minuspunkte in seiner bisherigen Laufbahn als Mensch, diesem fröhlichen Spiel im Weg.
Claus-Herbert schaut innerlich auf die ersten 353 Tage dieses Jahres. Er sieht was er vor hatte, was er erhofft hatte, was er versprach.
Grundsätzlich könnte er recht zufrieden sein, grundsätzlich war es gar nicht so schlecht.
Leider zieht er die Schulter weg, auf die man ihm klopfen möchte. Will kein Lob, will keine Anerkennung.
Grotesk! Das ist es eigentlich was er sich wünscht!
Nichterreichtes, Nichtgeschafftes, Nichteingetretenes, Zuvielversprochenes, das ist es was er sieht.
Ob er was dafür kann oder nicht, er bezieht es auf sich. Schuldfrage geklärt!

Ein Wort ist immer dabei: Muss.
Immer wieder dieses „muss“
Claus-Herbert hat für sowas einen netten Spruch auf Lager: „Müssen muss ich nur irgendwann sterben und ab und an Sch… äh aufs Klo“
Trotzdem beherrscht ihn dieser Mechanismus. Er will alles richtig machen. Es allen so angenehm wie möglich machen. Keinen Ärger, keinen Streit, will perfekt sein.
Sein Anspruch an sich, ist viel zu groß, unerreichbar, weiß er auch.
Auf sich selber schaut er nicht, das ist ihm unangenehm, fühlt sich egoistisch an, ist falsch………

Die Reise geht weiter

Im Radio laufen Weihnachtslieder, allen voran „Last Christmas“ von Wham.
Ihm ist aber eher nach „All I want for Christmas is new years day“ von Hurts.
Ganz frei übersetzt: „Lass das blöde Jahr endlich rumgehen“, (wobei eher der Plural angebracht wäre)

Dann läuft auch noch „Driving home for Christmas“ von Chris Rea. Toller Song.
Claus-Herberts Augen werden feucht.
Nicht weil der Song so romantisch ist. Nicht weil es so schön harmonisch zu sein scheint. Nein. Chris Rea besingt die Fahrt nach Hause. Schön für ihn. Offensichtlich hat er also Eins.

Ein ICE fährt vorbei. Claus-Herbert träumt davon, einfach einzusteigen um mitzufahren. Weg von allem, weg von hier, weg von…. keine Ahnung, Hauptsache weg.
Aber was soll er in einem Zug voller Heimreisender? Voller Leute die ein Ziel haben?
Er bleibt da wo er ist.

Nicht-zuhause-sein kann er auch hier.

Trotzdem wünschen Claus-Herbert und ich allen schöne Weihnachten 🙂

Niemandsland

Es geht mal wieder um „ihn“.

Also „Er“.

Das ist doof, also geben wir ihm endlich einen Namen, z.B. Peter.
Nee, Peter nicht.
Claus-Herbert, das ist gut!

*Räusper*
Darf ich vorstellen: Claus-Herbert.
(psst: Ja, Claus-Herbert mit „C“ und Bindestrich! Da besteht er drauf. Danke, daß ihr das akzeptiert.) 😀

Claus-Herbert war ein ganz normales Kind, naja, also fast zumindest.
Er ging sehr früh in die äh, ja genau: Kindertagesstätte.
Klein-Claus-Herbert war immer der Jüngste. Das machte das Leben recht einfach. Die größeren Mädchen halfen ihm beim Anziehen, Schuhe binden und und und.
Der frühkindliche Mutterinstinkt schlug sozusagen voll zu. (Oder war er nur eine bessere Puppe, die sabbern und labern konnte?) Egal, es fühlte sich wohl dort, was will man mehr.

Auf Fotos aus diesen Tage sieht man ihn nie lachen. Er guckt immer gleich.
Fragt man jedoch Claus-Herbert, so sagt er immer, er wäre ein Kind gewesen, daß gerne lachte und fröhlich war.

Freunde hatte er natürlich auch. Sicher, nur im Kindergarten, aber immerhin.
Außerhalb hatte er keine, es kam auch keiner zum Spielen und er ging auch nirgends hin.
Ob Claus-Herbert nicht eingeladen wurde, er nicht durfte oder nicht wollte, weiß er nicht mehr.

Gestört hat es diesen Dreikäsehoch nicht, daheim waren ja noch ältere Geschwister. Oder besser einer. Der Große war schon nicht mehr da.
Claus-Herbert spielte also viel und meist für sich allein. Bastelte gern irgendwelche technische Dinge: Schaufelradbagger, Taschenuhren zerlegen, Modelleisenbahn (wenn er durfte oder es keiner merkte), Flugzeuge (aus Papier, Holz,etc.) und was weiß ich denn noch alles.

Aber nicht aus vorgefertigten Materialien, dafür war der Markt noch nicht reif und der Geldbeutel der Eltern schon dreimal nicht. Tja, so war er, keine Schleife binden können, aber Flieger bauen….. OK, die Schleife kann er mittlerweile 😛

So anders er auch war, Claus-Herbert ist nie gemobbt worden.
Kräftig genug war er, große Klappe hatte er auch, folglich hat sich das nicht wirklich jemand getraut.
Nee, stimmt nicht ganz. Einmal musste er seiner Wut massiv Ausdruck verleihen.
Er wollte auch mal ein ganz großer Held sein, ein Anführer.
Also nahm Claus-Herbert in einer Ferienbetreuung den spielerischen Codenamen seines „Freundes“ an. Wie lächerlich der war, bekam er ganz deutlich zu spüren!
Die Hänseleien waren sehr schmerzhaft. Irgendwann musste der Druck raus, weinen, schreien und weglaufen hatte nichts gebracht. Also griff er sich Einen der am lautesten mitschrie…… Platzwunde und Krankenhaus für den Gegner, riesen Ärger für Claus-Herbert. Aber dann war Ruhe.
Auch heute noch fühlt sich Claus-Herbert im Recht, die Platzwunde war ein Unfall und nicht beabsichtigt. Es tut ihm nicht leid, kein Stück und der Andere hat es ohne Folgeschäden überlebt….

Mit all den Erfahrungen und Fragen im Kopf stolpert(e) Claus-Herbert weiter, von einem Fettnäpfchen ins Nächste.

Sein Humor ist etwas anders (der Eine sagt böse, der Andere gemein und wieder andere nennen es schwarz).
Fußballspielen kann er nicht wirklich, Fahrrad hatte er keins (mit 11 nahm er heimlich das von den Großen) und auf Erkundungstouren durfte er nicht.

Er bleibt also notgedrungen abseits. Gerne schaut Claus-Herbert jedoch nicht zu.
Also bastelte er, das kann er. Da stört keiner, da ist er für sich und alles ist (fast) prima.

Irgendwann merkt Claus-Herbert, daß sich alle Gleichaltrigen für Mädels interessieren.
Was soll denn das nun wieder? Erst sind alle Mädchen doof und plötzlich laufen die denen hinterher? Eine verrückte Welt!
Der Herdentrieb schlägt zu und er versucht es nach einigen Jahren auch. Aber irgendwie kann er das nicht.
Claus-Herbert stellt sich da selten dämlich an, aber wie soll er es auch können wenn ihm die innere Motivation fehlt?!

Dabei sein will er trotzdem. Er macht sich unbewusst zum Pausenclown, Alleinunterhalter, was auch immer. Irgendeinen Grund muss man den „Freunden“ ja geben, daß sie einen mitnehmen.
Ja Freunde hat er, meint er. Irgendwann Jahre später bemerkt Claus-Herbert, daß er immer nur dann gefragt oder gesucht wurde, wenn sonst keiner Zeit hatte oder eben ein Spaßvogel fehlte.

War da sein Selbstbild eines beliebten Jungen verkehrt? Nicht ganz. Unbeliebt ist er komischerweise nicht, aber eher wegen seiner Fähigkeiten.

So langsam formt sich das Bild. Er erkennt 20 Jahre später, wie offensichtlich es war und ist.
Es fühlt sich an, als wäre er zwar dabei, aber auch wieder nicht.
Einige Autisten beschreiben es als Mauer. Claus-Herbert nennt es Maschendrahtzaun.Er kann die Finger durchstecken, die Barriere teilweise durchdringen. Jedoch nicht weit genug, um wirklich dabei zu sein.

An vielen Grenzen zwischen sich weniger freundlich gesonnenen Staaten, gibt es diese Grenzstreifen. Wenn man da läuft, ist man für alle sichtbar, man sieht die Anderen, aber trotzdem kommt man nicht hin.
Claus-Herbert kann beide Sprachen, aber es fehlt das Visum für beide Seiten.

Einerseits ist da die Neurotypische Seite. Da ist er aufgewachsen.
Dann ist da noch die autistische Fraktion. Dort hat er auch seine Aktien.

Claus-Herbert ist aber weder das Eine noch das Andere! Die Zugehörigkeit fehlt.
Somit ist er im Niemandsland! Na immerhin hat es jetzt wenigstens einen Namen.

Hallo, ist da noch jemand?……..

Die Suche

Mein Navi hat eine tolle Funktion. Wenn man da eingibt wo man wohnt, bietet es an mit einen Tippen auf den Button „Nach Hause“, einen Weg dahin zu berechnen und punktgenau dort hin zu führen. Da ist super praktisch.
Allerdings hat diese Funktion einen kleinen Haken: Was ist denn, wenn ich nicht weiß wo mein Zuhause ist?
Damit wir uns nicht falsch verstehen, mir ist schon bekannt wo ich herkomme und wo mein derzeitiger Hauptwohnsitz ist. Wenn alle Stränge reissen, schau ich halt in meinen Ausweis, da steht das auch drin.
Nur ist weder der Ort an dem ich aufgewachsen bin, noch der an dem ich arbeite und lebe mein Zuhause!

Meine Heimat musste ich vor vielen Jahren arbeitsbedingt verlassen. Ich war jung, optimistisch und hatte eben einen tollen Job. Also die paar Sachen eingepackt und auf in die große weite Welt.
Nach ein paar Jahren kehrte ich in meine Heimatstadt zurück. Eine wirklich tolle Stadt, tolle Menschen, auch wenn ich nicht viel mit ihnen anfange, alle den gleichen Dialekt und wenn nicht, auch egal. Großstädte sind da flexibel.
Aber das Gefühl wieder zuhause zu sein, stellte sich nicht mehr so richtig ein. Ein komischer Unterton machte sich breit in meinem Heimatgefühl.

Wie das Leben nun mal so spielt, musste ich meinen Wohnsitz mal wieder meinem Arbeitsplatz anpassen. Möbel, Klamotten und Frau im Gepäck, ging es nach Süddeutschland.
Neuanfang.
Toller Job, schöne Wohnung und weit weg von der Heimat. Ich versuchte mich anzupassen.
Integration für Fortgeschrittene, sozusagen.
Der fade Beigeschmack ist aber nach wie vor präsent.
Hier ist man als Tourist sehr willkommen. Oberflächlich sind die Menschen freundlich und aufgeschlossen. Stellt sich aber heraus , daß man da bleibt, wird es schwieriger.

„Fremd im eigenen Land“ hatte es mal ein Türke beschrieben, der in sein Herkunftsland reiste. Ich bin zwar Deutscher, aber irgendwie begann ich langsam zu begreifen was das sein soll.

Was ihr noch nicht wisst: ich kann Kontakte nur sehr schlecht knüpfen und noch schlechter erhalten. Small Talk ist auch keine Stärke von mir. Umso schwieriger gestaltet sich das Ankommen.
Das Fremdsein ist spürbar. Aber daran hab ich mich gewöhnt, ist eben so. Ob das jetzt an mir persönlich oder meiner Herkunft liegt , keinen blassen Schimmer.
Woran ich mich nicht gewöhnen kann, ist die immer stärker werdende Sehnsucht nach einem Zuhause. Selbst wenn ich da bin, was man gemeinhin als Zuhause bezeichnet.
Google, Brockhaus und Wikipedia helfen diesbezüglich nicht wirklich weiter.
Immer dann wenn der Stress größer wird, das Kopfkarussell schneller dreht oder die Überlastung eingezogen ist, dann will ich ganz dringend dahin.

Irgendjemand sagte mal, es ist ein Gefühl und kein Ort. Ich vermute das stimmt.
Es ist die Suche nach einem Ruhepol, nach Sicherheit. Nicht dieses Schneckenhaus in das sich jemand in depressiven Phasen verkriecht, nicht das Bett wo man die Bettdecke über den Kopf zieht, um seiner Umwelt kurzfristig entfliehen zu können.

Sicherheit ist ein Gefühl, kein Ort. Also muss es etwas anderes sein, was dieses Zuhause zu einem richtigen werden lässt, viel mehr als ein ruhiges Plätzchen mit netten Gardinen, teuren Möbeln und nem Ferrari vor der Tür. Ein Porsche wäre mir sowieso lieber…
Interessant finde ich dabei, daß dieses Gefühl viele kennen mit denen ich in den letzten Jahren zu tun haben durfte. Und noch viel interessanter: das waren fast ausnahmslos Autisten!
Sollte mir das was sagen?……..

Letzte Frage: Wie gebe ich denn nun in meinem Navi den Weg zu einem Gefühl ein?? Der Button „Nach Hause“ ist es jedenfalls nicht.

Bis die Tage