Die Suche

Mein Navi hat eine tolle Funktion. Wenn man da eingibt wo man wohnt, bietet es an mit einen Tippen auf den Button „Nach Hause“, einen Weg dahin zu berechnen und punktgenau dort hin zu führen. Da ist super praktisch.
Allerdings hat diese Funktion einen kleinen Haken: Was ist denn, wenn ich nicht weiß wo mein Zuhause ist?
Damit wir uns nicht falsch verstehen, mir ist schon bekannt wo ich herkomme und wo mein derzeitiger Hauptwohnsitz ist. Wenn alle Stränge reissen, schau ich halt in meinen Ausweis, da steht das auch drin.
Nur ist weder der Ort an dem ich aufgewachsen bin, noch der an dem ich arbeite und lebe mein Zuhause!

Meine Heimat musste ich vor vielen Jahren arbeitsbedingt verlassen. Ich war jung, optimistisch und hatte eben einen tollen Job. Also die paar Sachen eingepackt und auf in die große weite Welt.
Nach ein paar Jahren kehrte ich in meine Heimatstadt zurück. Eine wirklich tolle Stadt, tolle Menschen, auch wenn ich nicht viel mit ihnen anfange, alle den gleichen Dialekt und wenn nicht, auch egal. Großstädte sind da flexibel.
Aber das Gefühl wieder zuhause zu sein, stellte sich nicht mehr so richtig ein. Ein komischer Unterton machte sich breit in meinem Heimatgefühl.

Wie das Leben nun mal so spielt, musste ich meinen Wohnsitz mal wieder meinem Arbeitsplatz anpassen. Möbel, Klamotten und Frau im Gepäck, ging es nach Süddeutschland.
Neuanfang.
Toller Job, schöne Wohnung und weit weg von der Heimat. Ich versuchte mich anzupassen.
Integration für Fortgeschrittene, sozusagen.
Der fade Beigeschmack ist aber nach wie vor präsent.
Hier ist man als Tourist sehr willkommen. Oberflächlich sind die Menschen freundlich und aufgeschlossen. Stellt sich aber heraus , daß man da bleibt, wird es schwieriger.

„Fremd im eigenen Land“ hatte es mal ein Türke beschrieben, der in sein Herkunftsland reiste. Ich bin zwar Deutscher, aber irgendwie begann ich langsam zu begreifen was das sein soll.

Was ihr noch nicht wisst: ich kann Kontakte nur sehr schlecht knüpfen und noch schlechter erhalten. Small Talk ist auch keine Stärke von mir. Umso schwieriger gestaltet sich das Ankommen.
Das Fremdsein ist spürbar. Aber daran hab ich mich gewöhnt, ist eben so. Ob das jetzt an mir persönlich oder meiner Herkunft liegt , keinen blassen Schimmer.
Woran ich mich nicht gewöhnen kann, ist die immer stärker werdende Sehnsucht nach einem Zuhause. Selbst wenn ich da bin, was man gemeinhin als Zuhause bezeichnet.
Google, Brockhaus und Wikipedia helfen diesbezüglich nicht wirklich weiter.
Immer dann wenn der Stress größer wird, das Kopfkarussell schneller dreht oder die Überlastung eingezogen ist, dann will ich ganz dringend dahin.

Irgendjemand sagte mal, es ist ein Gefühl und kein Ort. Ich vermute das stimmt.
Es ist die Suche nach einem Ruhepol, nach Sicherheit. Nicht dieses Schneckenhaus in das sich jemand in depressiven Phasen verkriecht, nicht das Bett wo man die Bettdecke über den Kopf zieht, um seiner Umwelt kurzfristig entfliehen zu können.

Sicherheit ist ein Gefühl, kein Ort. Also muss es etwas anderes sein, was dieses Zuhause zu einem richtigen werden lässt, viel mehr als ein ruhiges Plätzchen mit netten Gardinen, teuren Möbeln und nem Ferrari vor der Tür. Ein Porsche wäre mir sowieso lieber…
Interessant finde ich dabei, daß dieses Gefühl viele kennen mit denen ich in den letzten Jahren zu tun haben durfte. Und noch viel interessanter: das waren fast ausnahmslos Autisten!
Sollte mir das was sagen?……..

Letzte Frage: Wie gebe ich denn nun in meinem Navi den Weg zu einem Gefühl ein?? Der Button „Nach Hause“ ist es jedenfalls nicht.

Bis die Tage